branayama

"Ich musste mir eingestehen, dass ich den Blick auf meine Fruchtbarkeit ausweiten musste. Und zurück in die Kinderwunschklinik gehen und die extra Hilfe annehmen musste, wenn es wirklich klappen sollte." - Shirley Erskine-Schreyer

"Ich musste mir eingestehen, dass ich den Blick auf meine Fruchtbarkeit ausweiten musste. Und zurück in die Kinderwunschklinik gehen und die extra Hilfe annehmen musste, wenn es wirklich klappen sollte." - Shirley Erskine-Schreyer

In den Wochen des Lockdown-Lights öffnete Shirley branayama die Tür zu ihrem zu Hause für ein Gespräch über Schwangerschaft, Karriere und das Zulassen von neuen Dingen in besonderen Zeiten. Zum Zeitpunkt des Interviews war Shirley noch mit ihrem dritten Kind schwanger - heute ein gesundes kleines Mädchen. 

Wie sieht dein aktueller Gemütszustand aus?

"Pivoting" ist das Wort der Stunde. Ich musste vor Kurzem mein Unternehmen Wunderhaus schließen und arbeite gerade daran das Konzept in eine digitale Community umzuwandeln. Als die Pandemie begann war es ziemlich schwer für mich Wunderhaus offen zu halten. Alles dreht sich darum Menschen zusammenzubringen und es war unmöglich vorherzusagen wie es mit Covid weitergehen würde. Insgesamt hatte das Jahr 2020 seine Höhen und Tiefen. Ich war mit meinem dritten Kind schwanger und habe mich riesig gefreut, aber ich habe auch den Stress und die Unruhe der Pandemie gespürt. Es war nicht gerade die angenehmste Zeit, um schwanger zu sein.

 

Welche Rituale haben dir in der Schwangerschaft geholfen unruhige Momente zu überstehen und dich auf dich selbst zu konzentrieren?

Morgens bin ich sehr früh aufgewacht. Zu dieser Zeit war alles ruhig, nur das Baby bewegte sich. Ich habe intensiv gespürt wie sich das Baby bewegt hat. Und das machte mich sehr glücklich. Diese Schwangerschaft war von Beginn an eine ganz andere und ich bin jeden Tag so dankbar dafür.

 

Du hast dein erstes Kind in deinen 20ern bekommen, dein zweites Baby mit Mitte 30 und jetzt bekommst du dein drittes Kind mit über 40 Jahren. Das allein macht sicher schon unterschiedliche Schwangerschaftsverläufe aus. Wie war es damals und wie ist es heute für dich schwanger zu sein?

Diese drei Phasen in meinem Leben sind wirklich sehr, sehr unterschiedlich. Als ich meine erste Tochter, Michaela, bekam, hatte ich so viel Energie und war so aufgeregt Mutter zu werden. Bei meiner zweiten Tochter, Bella, habe ich lange gewartet. Ich wollte den richtigen Menschen treffen und als es dann soweit war, war ich überglücklich und habe nicht viel darüber nachgedacht. Aber dieses Mal musste ich mich einer künstlichen Befruchtung unterziehen und es war von Anfang an eine ganz andere Erfahrung. Ich war jeden Tag so erstaunt, dass dieses Leben in mir wuchs. Und ich war so intuitiver und bewusster in allem. Aber ich war auch so viel erschöpfter, was ich bei den vorherigen Schwangerschaften nicht erlebt hatte.

 

Wie hast du als zweifache Mutter und Unternehmerin entschieden ein drittes Kind zu bekommen? Hast du über so etwas wie den richtigen Zeitpunkt nachgedacht?

Ich habe immer gewusst, dass ich nach meinem ersten Kind noch mehr Kinder haben wollte. Als ich meinen Mann kennenlernte, sagte ich von Anfang an: "Ich will heiraten und ich will ein Baby haben [sie lacht]", er ist jünger als ich also bin ich froh, dass er nicht weggelaufen ist, nachdem ich das gesagt hatte! Als wir uns verlobt hatten, hatte ich nichts dagegen erst ein Baby zu bekommen und danach zu heiraten. Das war mein zweites Kind. Danach wusste ich, dass ich noch mindestens ein weiteres Kind haben wollte. Vor etwas drei Jahren hatte ich eine Fehlgeburt, da war ich Mitte 40. Danach haben wir es immer wieder versucht, aber es hat nicht geklappt. Der Arzt sagte, dass wir wahrscheinlich ein Jahr nach der Fehlgeburt warten sollten, um es noch einmal zu versuchen, aber trotzdem... es passierte nicht. Also beschlossen wir, uns mit den IVF-Ärzten zu treffen. Aber aus irgendeinem Grund war ich so überzeugt von meiner eigenen Fruchtbarkeit, dass ich es nicht für nötig hielt, diesen Prozess zu durchlaufen. Ich verwarf die IVF-Idee und beschloss es auf meine eigene Weise weiter zu versuchen. Ich habe alle ayurvedischen Methoden und viele andere ausprobiert. Und im Grunde habe ich nur Zeit verschwendet [sie lacht]. Ich musste diesen Glauben an meine eigene Fruchtbarkeit irgendwie verändern und mich für Alternativen öffnen. Mir wurde klar, dass ich wieder in die Kinderwunschklinik gehen und mir zusätzliche Hilfe holen musste, wenn ich es schaffen wollte. Und ich hatte das Glück, dass es gleich beim ersten Versuch geklappt hat! Und ich liebe meine Arbeit, deshalb hätte ich nie gedacht, dass ich das eine für das andere aufgeben müsste. Ich hatte dieses Bild von mir wie ich im Wunderhaus arbeite und den ganzen Tag mit meinem Baby in der Trage verbringe. Jetzt werde ich versuchen, das immer noch zu tun, aber eben zu Hause an meinem Computer - ich plane Projekte, um die Community weiterhin zusammenzubringen, während die Dinge hoffentlich wieder zur Normalität zurückkehren. 


Erzähle uns etwas mehr über die Idee und die Inspiration hinter Wunderhaus

Das Wunderhaus wurde 2017 gegründet. Von Anfang an war die Idee einen Space zu schaffen, um Mütter zu verbinden. Als Bella ein Baby war, war ich gerade nach Berlin gezogen und kannte niemanden hier. Ich fing an nach Orten zu suchen, die ich mit ihr besuchen konnte, aber alles, was ich fand, waren Orte, die Aktivitäten für Babys anboten und nichts für die Eltern. Ich wusste wie schwer es ist ein Baby zu haben und dass es sehr isolierend sein kann, besonders in einer neuen Stadt. Meine Vision war es, einen Ort zu schaffen, an dem Mütter leicht Kontakte knüpfen, sich gesund ernähren und entspannen können, während ihre Babys in der Kinderbetreuung einen sicheren Platz zum Spielen haben. Ich hatte eine große Vision.


Eine Art Club für Mütter...

Ganz genau. Der Anfang war toll und hat so viel Spaß gemacht. Alle Kurse waren großartig, es gab viele Community Events und ein super Team. Aber der Eintritt in einen neuen Markt (Deutschland) war nicht ganz so einfach. Wir hatten nicht erwartet, dass wir die Leute davon überzeugen müssen, dass das was wir tun eine gute Sache ist. Während die Menschen in Ländern wie den USA oder Großbritannien von neuen Ideen begeistert sind, stieß dieses Konzept, dass Mütter sich auch um sich selbst kümmern können, in Deutschland auf einigen Widerstand. Glücklicherweise bekamen wir viel Werbung und Support von der internationalen Community in Berlin und auch etwas lokale Unterstützung, sodass wir weiter wachsen konnten. 


Und jetzt gehst du mit der Marke Wunderhaus einen neuen Schritt.

Der physische, lokale Standort ist geschlossen, aber die Brand selbst lebt weiter. Gerade weil ich über die letzten Jahre eine große Community gebildet habe. Ich sehe unsere Member jeden Tag, wenn ich in meiner Nachbarschaft spazieren gehe und alle erzählen mir, wie sehr sie es vermissen und wie toll sie es dort erlebt haben.


 

Shirley, ein bisschen vom Wunderhaus zu Hause

 

Wenn du jetzt zurückblickst, wie fühlst du dich dabei, dieses Kapitel abzuschließen und dein Unternehmen zu schließen?  

Als ich die Entscheidung traf war ich wirklich traurig, aber ich wusste auch, dass es so nicht weiter funktionieren würde. Denn wir waren darauf angewiesen, Menschen an einem physischen Ort zusammenzubringen. Es war schwer, weil ich wirklich viel Liebe zum Detail und viele Gedanken in das Design gesteckt habe, in die Suche nach all den schönen Stücken (einige Dinge sind jetzt bei uns zu Hausse), in die Suche nach den richtigen Kursen und Trainer*innen und den tollen Mitarbeiter*innen.

Und es war sehr schwer, die Community loszulassen, weil alle so großartige Menschen sind. Alle Mütter, die zu Besuch kamen waren so dankbar für die Gelegenheit, einen Moment für sich zu haben. Viele waren jeden Tag da und ich habe gesehen wie ihre Familien wuchsen, wie die Mütter wieder arbeiteten, neue Freunde trafen und neue Unternehmen gründeten. Aber während all dem durchlebte ich auch meine eigene persönliche Reise mit der Kinderwunschbehandlung. Das half mi positiv in die Zukunft zu blicken. Ich war in der Lage, loszulassen, weil ich wirklich wollte, dass meine Schwangerschaft erfolgreich ist. Ich habe viele Ideen für das Wunderhaus, z. B. Partnerschaften mit verschiedenen Brands, Pop-Ups und vielleicht eröffne ich eines Tages wieder einen kleinen Space.

  

Drei Schwangerschaften in verschiedenen Lebensabschnitten, eine Kinderwunschbehandlung und die Planung einer Geburt während einer Pandemie sind jeweils sehr intensive Erfahrungen. Welche Learnings hast du daraus gezogen? 

Eine Schwangerschaft ist eine wunderbare, schöne aber manchmal auch schwierige Reise. Es spielt keine Rolle, ob es deine erste, zweite oder drittel ist... Deshalb kann ich nicht oft genug betonen wie wichtig es ist ein wirklich gutes Support-System zu haben - entweder durch die Familie, Freunde oder sogar Fachleute wie eine Hebamme/Doula. Es braucht ein ganzes Dorf. 

Es gibt auch so viele interessante Marken und von Frauen geführte Unternehmen, die großartige Plattformen und innovative Produkte schaffen, die sich auf das Wohlbefinden von Müttern konzentrieren. Ich versuche mein Bestes, meine Kanäle zu nutzen, um für alle zu werben - es sind verrückte Zeiten und ich weiß wie es ist ein Unternehmen an die Pandemie zu verlieren - wenn ich sie also unterstützen kann, ist das eine tolle Sache. Hinter diesen Unternehmen steckt viel Liebe, Leidenschaft, Schweiß und Tränen, vor allem wenn sie von Frauen gegründet wurden.